Depression Vitaminmangel
14. June 2023

Depression durch Vitaminmangel

Depression ist eine ernstzunehmende psychische Krankheit, die mit unangenehmen Symptomen für die Betroffenen einhergeht. Typische Symptome dieser Erkrankung sind Konzentrationsprobleme, Antriebslosigkeit und Erschöpfung, Schlafstörungen und oftmals ein vermindertes Selbstwertgefühl. Die Behandlung einer Depression besteht in den meisten Fällen aus einer Psychotherapie, die in schwerwiegenden Fällen mit Arzneimitteln ergänzt wird. In diesem Artikel erfährst du, warum für eine Depression Vitaminmangel infrage kommen kann und warum es Hoffnung auf Verbesserung der Volkskrankheit gibt, wenn du deinen Vitaminmangel behebst.

Über Depression wird nur selten vermutet, dass sie auch mit dem Mangel eines Mikronährstoffs zusammenhängen könnte. Das Folat, auch bekannt als Vitamin B9 ist aber ein solcher Stoff. Ein Vitamin B9 Mangel kann die Ursache für diese Symptome sein. Es lässt sich nur vermuten, welche der zahlreichen biologischen Funktionen des Vitamin B9 genau für die Entstehung von Depressionen verantwortlich ist, die Forschungen belegten jedoch genau, dass sein Mangel als wesentlicher Risikofaktor gilt.

 

Depression durch Vitamin-B9-Mangel

Bei einer Metaanalyse aus dem Jahr 2007 wurden 11 Studien sowie die Daten von insgesamt 15315 Menschen analysiert. Man hat festgestellt, dass bei einer unzureichenden Folatversorgung das Depressionsrisiko um 42% steigt. (1) Bei Patienten, die MTHFR Genmutationen haben, kommen Depressionen um 36% häufiger vor als bei Menschen ohne diese Genmutationen, was wohl am niedrigeren Folatspiegel liegt. (2) Die Genmutation führt dazu, dass die Transformation von Vitamin B9 in Methylfolat verringert wird, wodurch das niedrige Vitamin B9 Spiegel entsteht.

 

Woran liegt das wohl?

Eine wichtige Aufgabe von Vitamin B9 ist es, das Homocystein zu Methyonin zurückzutransformieren. Ein Nebenprodukt von diesem Stoffwechselprozess ist ein Molekül namens SAMe, das wegen seiner Funktion als Antidepressivum wichtig ist. Höchstwahrscheinlich ist der niedrige SAMe-Spiegel das Hauptproblem bei der Entstehung von Depressionen. SAMe steht nicht nur im Zusammenhang mit MTHFR Mutationen, sondern ist auch an sich eine effektive Behandlung gegen Depression. (3) Die niedrige Folatzufuhr und die MTHFR Mutationen können also den SAMe-Spiegel senken, was zu einem niedrigen Serotoninspiegel und zu Depressionssymptomen führen kann. (4) Zum Glück gibt es mehrere Möglichkeiten, dem vorzubeugen. 

Zwar ist von der Ergänzung von Mikronährstoffen bei der Behandlung von psychiatrischen Krankheiten nur selten die Rede, das Folat wurde aber schon als ergänzende Therapie gegen Depressionssymptome getestet. Eine Folsäureergänzung führte zu gemischten Ergebnissen.Die Methylfolat-Form zeigte sich jedoch erfolgversprechender, und in einer Untersuchung ergab sie als Ergänzung der traditionellen Therapie eine deutliche Verbesserung. (5)

 

Folat kann eine effektive Behandlung von Depression ermöglichen

In einer Übersichtsstudie aus dem Jahre 2003 wurden die Ergebnisse von drei klinischen Studien analysiert. In zwei Studien bekamen die Probanden 15 mg Methylfolat, während in der dritten 500 mcg Folsäure verabreicht wurden. In allen drei Untersuchungen hatte die Folatergänzung positive Ergebnisse, doch die Ergänzung von Methylfolat ergab die besseren Resultate. Die Metaanalyse stellte fest, dass die Folatergänzung Depressionssymptome linderte, sodass sie eine vielversprechende Therapie bei der Erkrankung möglich sein könnte. (6) Es muss aber unbedingt erwähnt werden, dass in diese Untersuchungen ausschließlich Patienten mit Folatmangel gewählt wurden. Das ist wohl der wichtigste Aspekt, denn bei einer ausreichenden Folatversorgung ist eine weitere Ergänzung nicht mehr wirksam. Das wird später noch näher erläutert. 

In einer randomisierten Studie aus dem Jahr 2014 bekamen die Probanden täglich 5 mg Folsäure zu ihren Antidepressiva. (7) In dieser Untersuchung achtete man im Gegensatz zu der vorigen darauf, dass keiner der Probanden an Vitamin-B-Magel litt. Das Ergebnis ist daher vielleicht gar nicht überraschend: Eine Folsäureergänzung führte zu keinem bedeutenden Ergebnis. 

In einer 2012 veröffentlichten Studie wurde die antidepressive Wirkung von Methylfolat in zwei aufeinanderfolgenden klinischen Untersuchungen getestet. Es wurde als Ergänzung zur traditionellen Therapie bei Patienten angewendet, die nicht gut auf Antidepressiva reagiert hatten. In der ersten Untersuchung war die Ergänzung von Methylfolat nicht wirksamer als die traditionelle Therapie, in der zweiten jedoch schon. Die Depressionssymptome verringerten sich doppelt so stark bei den Probanden, die Methyfolat bekamen, als bei denen, die nur an der traditionellen Therapie teilnahmen. (8)

 

Worauf also geachtet werden soll

Für eine ausreichende Folatversorgung sollten möglichst viele Speisen verzehrt werden, die reich an Vitamin B9 sind, obwohl die Resorption des Folats in der Nahrung nicht immer effektiv ist. In einer Studie, in der die Wirkungen von zu gleichen Mengen ergänzten Nahrungsfolat, Folsäure und Methylfolat untersucht wurden, wurde von Nahrungsfolat nur ein Drittel so viel resorbiert, als von Folsäure oder Methylfolat-Ergänzungen. (9) Außerdem gibt es bei vielen Menschen auch noch die MTHFR Mutation, die die Transformation von Folat zu Methylfolat hemmt. Um das zu beheben, sollte besonders auf die Zufuhr von Vitamin B2 und B12 geachtet werden, da die MTHFR-Mutationen nur dann Probleme verursachen, wenn ein Mangel an diesen Nährstoffen besteht. (10)

Auf die Zufuhr von Kolin, Betain und Nahrungsmitteln, die weitere Methylgruppen liefern, sollte ebenso geachtet werden, da sie ähnlich wie das Vitamin B9 den Homocyseinspiegel senken und die gleichen biologischen Prozesse wie das Folat unterstützen. Die angemessene Proteinzufuhr ist auch wichtig, da sie die Aminosäure Methionin liefert. Letzteres ist jedoch in zu großen Mengen ungünstig. Bei diesen Symptomen ist also eine Methylfolat- oder SAMe-Ergänzung eine Probe wert. 

Sprich aber auf jeden Fall mit deinem Arzt oder deiner Ärztin ab, wenn du probieren möchtest, mit Nahrungsergänzungsmitteln gegen deine Depression vorzugehen. Depressionen entstehen nicht immer durch einen Vitaminmangel und können auch viele andere Ursachen haben. Dein Arzt oder deine Ärztin können dir sicherlich weiter helfen und einen Vitaminmangel eindeutig feststellen.

  1. Gilbody S, Lightfoot T, Sheldon T. Is low folate a risk factor for depression? A meta-analysis and exploration of heterogeneity. J Epidemiol Community Health. 2007;61(7):631-637. doi:10.1136/jech.2006.050385
  2. Gilbody S, Lewis S, Lightfoot T. Methylenetetrahydrofolate reductase (MTHFR) genetic polymorphisms and psychiatric disorders: a HuGE review. Am J Epidemiol. 2007 Jan 1;165(1):1-13. doi: 10.1093/aje/kwj347. Epub 2006 Oct 30. PMID: 17074966.
  3. Bressa GM. S-adenosyl-l-methionine (SAMe) as antidepressant: meta-analysis of clinical studies. Acta Neurol Scand Suppl. 1994;154:7-14. doi: 10.1111/j.1600-0404.1994.tb05403.x. PMID: 7941964.
  4. Young SN. Folate and depression--a neglected problem. J Psychiatry Neurosci. 2007;32(2):80-82.
  5. Papakostas GI, Shelton RC, Zajecka JM, Etemad B, Rickels K, Clain A, Baer L, Dalton ED, Sacco GR, Schoenfeld D, Pencina M, Meisner A, Bottiglieri T, Nelson E, Mischoulon D, Alpert JE, Barbee JG, Zisook S, Fava M. L-methylfolate as adjunctive therapy for SSRI-resistant major depression: results of two randomized, double-blind, parallel-sequential trials. Am J Psychiatry. 2012 Dec;169(12):1267-74. doi: 10.1176/appi.ajp.2012.11071114. PMID: 23212058.
  6. Taylor MJ, Carney S, Geddes J, Goodwin G. Folate for depressive disorders. Cochrane Database Syst Rev. 2003;2003(2):CD003390. doi: 10.1002/14651858.CD003390. PMID: 12804463; PMCID: PMC6991158.
  7. Bedson E, Bell D, Carr D, Carter B, Hughes D, Jorgensen A, Lewis H, Lloyd K, McCaddon A, Moat S, Pink J, Pirmohamed M, Roberts S, Russell I, Sylvestre Y, Tranter R, Whitaker R, Wilkinson C, Williams N. Folate Augmentation of Treatment--Evaluation for Depression (FolATED): randomised trial and economic evaluation. Health Technol Assess. 2014 Jul;18(48):vii-viii, 1-159. doi: 10.3310/hta18480. PMID: 25052890; PMCID: PMC4780991.
  8. Papakostas GI, Shelton RC, Zajecka JM, Etemad B, Rickels K, Clain A, Baer L, Dalton ED, Sacco GR, Schoenfeld D, Pencina M, Meisner A, Bottiglieri T, Nelson E, Mischoulon D, Alpert JE, Barbee JG, Zisook S, Fava M. L-methylfolate as adjunctive therapy for SSRI-resistant major depression: results of two randomized, double-blind, parallel-sequential trials. Am J Psychiatry. 2012 Dec;169(12):1267-74. doi: 10.1176/appi.ajp.2012.11071114. PMID: 23212058.
  9. Wright AJ, King MJ, Wolfe CA, Powers HJ, Finglas PM. Comparison of (6 S)-5-methyltetrahydrofolic acid v. folic acid as the reference folate in longer-term human dietary intervention studies assessing the relative bioavailability of natural food folates: comparative changes in folate status following a 16-week placebo-controlled study in healthy adults. Br J Nutr. 2010 Mar;103(5):724-9. doi:
  10. García-Minguillán CJ, Fernandez-Ballart JD, Ceruelo S, et al. Riboflavin status modifies the effects of methylenetetrahydrofolate reductase (MTHFR) and methionine synthase reductase (MTRR) polymorphisms on homocysteine. Genes Nutr. 2014;9(6):435. doi:10.1007/s12263-014-0435-1