cholin wirkung
16. October 2023

Die Wirkung von Cholin auf die Gesundheit

Cholin wurde erst 1998 zu einem essenziellen Mikronährstoff erklärt, daher werden seine gesundheitlichen Wirkungen bis heute noch untersucht. (1) Während dieser relativ kurzen Zeit ist aber auch eindeutig geworden, dass sein Mangel zu zahlreichen Problemen führen kann, die Millionen von Menschen betreffen und sich nicht nur auf den Körper, sondern auch auf die Psyche auswirken können. Es ist angesichts der Tatsache, dass über 90% der Menschen nicht genügend Cholin zu sich nehmen, gar nicht verwunderlich. (2, 3) Es liegt zum Teil daran, dass die besten Cholinquellen Lebensmittel sind, die viel Cholesterin enthalten, sodass  viele Menschen angefangen haben, ihren Verzehr bewusst zu reduzieren. Glücklicherweise wurden mittlerweile die Beschränkungen bezüglich des Verzehrs von Eiern aufgehoben, was sehr erfreulich ist, da Eier die besten Cholinquellen sind.

Zu welchen gesundheitlichen Problemen kann ein Cholinmangel führen?

Cholinmangel kann verschiedene gesundheitliche Probleme mit sich bringen, insbesondere dann, wenn er über längere Zeit unbehandelt bleibt und keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden, wie zum Beispiel die Aufnahme von Lebensmitteln, die den Nährstoff in größeren Mengen enthalten. Um welche Komplikationen und Auswirkungen auf den Körper es sich dabei handeln kann, erklären wir hier einmal im Detail.

Leberkrankheiten, Muskelschwäche

Cholin ist für die Gesundheit der Leber ein besonders wichtiger Nährstoff. Sein Mangel kann eine der Hauptursachen für die nicht-alkoholische Fettlebererkrankungen und Leberschäden sein. (4) In einer Studie, wo die Forscher die empfohlene Tagesdosis von Cholin bestimmen wollten, bekamen die Probanden 42 Tage lang cholinarme Diät. Knapp 80% hatten am Ende der Studie eine Fettleber und geschädigte Muskeln. (5) Mit einer erhöhten Cholinzufuhr konnten diese negativen Auswirkungen auf die Leberfunktion und den Körper jedoch rückgängig gemacht werden.

Schwangerschaftskomplikationen

Neben Vitamin B9 spielt auch das Cholin im Körper eine wichtige Rolle bei der Prävention von Neuralrohrdefekt. In einer Studie kam ein Neuralrohrdefekt bei jenen Neugeborenen am seltensten vor, deren Mütter am meisten Cholin zugeführt hatten. (6) In der Schwangerschaft ist die Cholinzufuhr äußerst wichtig. In einer randomisierten Studie beeinflussten täglich 930 mg Cholin (fast das Doppelte der empfohlenen Tagesdosis) die Stressresistenz der Kinder im Vergleich zu einer Zufuhr von täglich 480 mg positiv. (7) Cholinmangel kann den Homocysteinspiegel erhöhen, was ebenso als Risikofaktor für Schwangerschaftskomplikationen gilt. (8)

Verschlechterung der kognitiven Funktionen und des Gedächtnisses

Cholin ist ein Vorstoff von Acetylcholin, einem wichtigen Neurotransmitter, dessen Mangel sich negativ auf das Gehirn und die Gehirnfunktion auswirken kann sowie mit der Verschlechterung der kognitiven Fähigkeiten einhergeht. Es ist außerdem auch für den Aufbau der Membranen aller Zellen, auch der Nervenzellen nötig. In einer Studie aus dem Jahr 2011 wurde festgestellt, dass die Probanden, die mehr Cholin zugeführt hatten, über bessere kognitive Funktionen verfügten als jene, die wenig Cholin bekamen. (9)

Wie eine Übersichtsstudie aus dem Jahr 2017 berichtete, belegen zahlreiche Tiermodellstudien, dass Cholin in der Vorbeugung von Nervenkrankheiten und in der Erhaltung der kognitiven Funktionen eine wichtige Rolle spielt. (10) Eine ausreichende Cholinzufuhr ist daher bereits in der Schwangerschaft und danach lebenslang wichtig. In erster Linie sichert sie die richtige Entwicklung des Nervensystems und hilft auch beim Erhalt der kognitiven Funktionen im Alter.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Eine der wichtigsten Zusammenhänge zwischen Cholin und Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist der früher bereits erwähnte Homocysteinspiegel, der u. a. auch durch einen Cholinmangel erhöht sein kann. Die genaue Rolle von Homocystein bei der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist heute noch nicht vollständig bekannt. In Beobachtungsstudien bedeutete sein höherer Spiegel jedoch ein deutlich höheres Risiko. (12) Zudem sind bei höherer Cholin- und Betainzufuhr auch die Werte vieler Entzündungsmarker wesentlich niedriger, als bei einer unzureichenden Cholinzufuhr. (19)

Es ist auch erwähnenswert, dass die Darmflora in der Lage ist, aus Cholin ein Molekül namens TMAO herzustellen, das laut einigen Studien ebenso im Zusammenhang mit dem Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen kann. (20) Um auf der sicheren Seite zu sein, kann es nicht schaden, wenn man cholinreichen Mahlzeiten über den Tag verteilt auf mehrere Portionen aufteilt und einen teil des Bedarfs mit Betain deckt. In einer Studie erhöhten 2 Eier bei einer Mahlzeit den TMAO-Spiegel noch nicht, und aus Betain entsteht nur ganz wenig TMAO. (21, 22) Auch auf die Blutlipide wirkte sich Betain günstiger aus als Cholin. (23)

Krebsrisiko

Eine 2016 veröffentlichte Metaanalyse ergab, dass jene Probanden, die mehr Cholin und Betain zuführten, ein geringeres Krebsrisiko hatten. Die kombinierte Zufuhr der beiden Stoffe erwies sich am effektivsten und reduzierte die Entstehung von Tumorkrankheiten um 40%. In den Beobachtungsstudien ergaben alle 100 mg extra verabreichtes Cholin und Betain eine Risikoverminderung von 11%.

  1. Institute of Medicine (US) Standing Committee on the Scientific Evaluation of Dietary Reference Intakes and its Panel on Folate, Other B Vitamins, and Choline. Dietary Reference Intakes for Thiamin, Riboflavin, Niacin, Vitamin B6, Folate, Vitamin B12, Pantothenic Acid, Biotin, and Choline. Washington (DC): National Academies Press (US); 1998. PMID: 23193625.
  2. Wallace TC, Fulgoni VL. Usual Choline Intakes Are Associated with Egg and Protein Food Consumption in the United States. Nutrients. 2017 Aug 5;9(8):839. doi: 10.3390/nu9080839. PMID: 28783055; PMCID: PMC5579632.
  3. Derbyshire E. Could we be overlooking a potential choline crisis in the United Kingdom? BMJ Nutrition, Prevention & Health 2019;bmjnph-2019-000037. doi: 10.1136/bmjnph-2019-000037
  4. Corbin KD, Zeisel SH. Choline metabolism provides novel insights into nonalcoholic fatty liver disease and its progression. Curr Opin Gastroenterol. 2012 Mar;28(2):159-65. doi: 10.1097/MOG.0b013e32834e7b4b. PMID: 22134222; PMCID: PMC3601486.
  5. Fischer LM, daCosta KA, Kwock L, Stewart PW, Lu TS, Stabler SP, Allen RH, Zeisel SH. Sex and menopausal status influence human dietary requirements for the nutrient choline. Am J Clin Nutr. 2007 May;85(5):1275-85. doi: 10.1093/ajcn/85.5.1275. PMID: 17490963; PMCID: PMC2435503.
  6. Shaw GM, Carmichael SL, Yang W, Selvin S, Schaffer DM. Periconceptional dietary intake of choline and betaine and neural tube defects in offspring. Am J Epidemiol. 2004 Jul 15;160(2):102-9. doi: 10.1093/aje/kwh187. PMID: 15234930.
  7. Jiang X, Yan J, West AA, Perry CA, Malysheva OV, Devapatla S, Pressman E, Vermeylen F, Caudill MA. Maternal choline intake alters the epigenetic state of fetal cortisol-regulating genes in humans. FASEB J. 2012 Aug;26(8):3563-74. doi: 10.1096/fj.12-207894. Epub 2012 May 1. PMID: 22549509.
  8. Vollset SE, Refsum H, Irgens LM, Emblem BM, Tverdal A, Gjessing HK, Monsen AL, Ueland PM. Plasma total homocysteine, pregnancy complications, and adverse pregnancy outcomes: the Hordaland Homocysteine study. Am J Clin Nutr. 2000 Apr;71(4):962-8. doi: 10.1093/ajcn/71.4.962. PMID: 10731504.
  9. Poly C, Massaro JM, Seshadri S, Wolf PA, Cho E, Krall E, Jacques PF, Au R. The relation of dietary choline to cognitive performance and white-matter hyperintensity in the Framingham Offspring Cohort. Am J Clin Nutr. 2011 Dec;94(6):1584-91. doi: 10.3945/ajcn.110.008938. Epub 2011 Nov 9. PMID: 22071706; PMCID: PMC3252552.
  10. Blusztajn JK, Slack BE, Mellott TJ. Neuroprotective Actions of Dietary Choline. Nutrients. 2017;9(8):815. Published 2017 Jul 28. doi:10.3390/nu9080815
  11. Seshadri S, Beiser A, Selhub J, Jacques PF, Rosenberg IH, D'Agostino RB, Wilson PW, Wolf PA. Plasma homocysteine as a risk factor for dementia and Alzheimer's disease. N Engl J Med. 2002 Feb 14;346(7):476-83. doi: 10.1056/NEJMoa011613. PMID: 11844848.
  12. Peng HY, Man CF, Xu J, Fan Y. Elevated homocysteine levels and risk of cardiovascular and all-cause mortality: a meta-analysis of prospective studies. J Zhejiang Univ Sci B. 2015;16(1):78-86. doi:10.1631/jzus.B1400183
  13. Martí-Carvajal AJ, Solà I, Lathyris D, Dayer M. Homocysteine-lowering interventions for preventing cardiovascular events. Cochrane Database Syst Rev. 2017 Aug 17;8(8):CD006612. doi: 10.1002/14651858.CD006612.pub5. PMID: 28816346; PMCID: PMC6483699.
  14. larke R, Halsey J, Lewington S, Lonn E, Armitage J, Manson JE, Bønaa KH, Spence JD, Nygård O, Jamison R, Gaziano JM, Guarino P, Bennett D, Mir F, Peto R, Collins R; B-Vitamin Treatment Trialists' Collaboration. Effects of lowering homocysteine levels with B vitamins on cardiovascular disease, cancer, and cause-specific mortality: Meta-analysis of 8 randomized trials involving 37 485 individuals. Arch Intern Med. 2010 Oct 11;170(18):1622-31. doi: 10.1001/archinternmed.2010.348. PMID: 20937919.
  15. Pan Y, Guo LL, Cai LL, Zhu XJ, Shu JL, Liu XL, Jin HM. Homocysteine-lowering therapy does not lead to reduction in cardiovascular outcomes in chronic kidney disease patients: a meta-analysis of randomised, controlled trials. Br J Nutr. 2012 Aug;108(3):400-7. doi: 10.1017/S0007114511007033. Epub 2012 Jan 16. PMID: 22244447.
  16. da Costa KA, Gaffney CE, Fischer LM, Zeisel SH. Choline deficiency in mice and humans is associated with increased plasma homocysteine concentration after a methionine load. Am J Clin Nutr. 2005 Feb;81(2):440-4. doi: 10.1093/ajcn.81.2.440. PMID: 15699233; PMCID: PMC2424020.
  17. Olthof MR, Brink EJ, Katan MB, Verhoef P. Choline supplemented as phosphatidylcholine decreases fasting and postmethionine-loading plasma homocysteine concentrations in healthy men. Am J Clin Nutr. 2005 Jul;82(1):111-7. doi: 10.1093/ajcn.82.1.111. PMID: 16002808.
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  20. Kanitsoraphan C, Rattanawong P, Charoensri S, Senthong V. Trimethylamine N-Oxide and Risk of Cardiovascular Disease and Mortality. Curr Nutr Rep. 2018 Dec;7(4):207-213. doi: 10.1007/s13668-018-0252-z. PMID: 30362023.
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  23. Annie J Roe, Shucha Zhang, Rafeeque A Bhadelia, Elizabeth J Johnson, Alice H Lichtenstein, Gail T Rogers, Irwin H Rosenberg, Caren E Smith, Steven H Zeisel, Tammy M Scott, Choline and its metabolites are differently associated with cardiometabolic risk factors, history of cardiovascular disease, and MRI-documented cerebrovascular disease in older adults, The American Journal of Clinical Nutrition, Volume 105, Issue 6, June 2017, Pages 1283–1290, https://doi.org/10.3945/ajcn.116.137158
  24. Sun, S., Li, X., Ren, A. et al. Choline and betaine consumption lowers cancer risk: a meta-analysis of epidemiologic studies. Sci Rep 6, 35547 (2016). https://doi.org/10.1038/srep35547